Schmerz und Schmerztherapie
Schmerz ist ein unangenehmes, aber wichtiges Sinnes- und Gefühlserlebnis. In Verbindung mit einer drohenden oder realen Gewebeschädigung übernimmt er eine (überlebens-)wichtige Warnfunktion. Mit fortschreitendem Heilungsprozess nimmt der Schmerz üblicherweise ab, bis er nicht mehr spürbar ist.
Nach Operationen treten unvermeidlich Schmerzen auf – sie sind in ihrer Intensität vom Ausmaß der Operation, aber auch von der betroffenen Körperstelle abhängig. Daher können auch kleine Operationen unerwartet starke Schmerzen auslösen.
Schmerzen lösen sowohl körperliche und psychische als auch emotionale Vorgänge aus. Jeder Mensch empfindet und verarbeitet diese Prozesse auf eine ganz eigene Weise.
Eine adäquate und zielgerichtete, auf Sie abgestimmte Schmerztherapie fördert die körperliche Erholung nach Operationen.
Wir unterscheiden akute von chronischen (dauerhaften) Schmerzen.
Akute Schmerzen entstehen unmittelbar nach einer Verletzung. Die verletzte Körperstelle sendet über Nervenbahnen Signale ans Gehirn, sodass der Schmerz bewusst wahrgenommen wird. Auslöser akuter Schmerzen sind häufig offensichtlich und können gezielt behandelt werden. Sobald die Ursache behoben ist und der Heilungsprozess einsetzt, nehmen üblicherweise die Schmerzen ab, bis sie nach einigen Tagen oder Wochen ganz abklingen.
Chronische Schmerzen können sich aus akuten Schmerzen entwickeln und überdauern das nach einer akuten Schädigung zu erwartende Ausmaß. Oftmals kann keine Ursache für das lange Andauern der Schmerzen gefunden werden. Es resultiert eine dauerhafte Belastung für Körper und Psyche, die durch spezialisierte Ärzte (Schmerztherapeuten) behandelt werden sollte.
Schmerztherapien
Alle medizinischen Maßnahmen zur Linderung von Schmerzen.
Grundsätzlich unterscheiden wir systemische Verfahren von regionalen Verfahren.
Bei systemischen Verfahren erfolgt die Gabe von Schmerzmedikamenten in Form von Tabletten, Tropfen oder über die Venen. Regionale Verfahren nennt man die gezielte Blockade von Nerven in der Umgebung des OP-Gebietes. Beide Verfahrensarten können alleine oder in Kombination eingesetzt werden.
Je stärker die Schmerzen nach einer Operation sind, umso höher ist der Bedarf an Schmerzmedikamenten. Unzureichend behandelter Schmerz kann ebenso wie die Schmerztherapie mit Opioiden unerwünschte Wirkungen entfalten. Neben Benommenheit, Übelkeit, Schwindel und eingeschränkter Darmfunktion kann das tiefe Durchatmen, erholsamer Schlaf und die Rückkehr zu gewohnten Alltagstätigkeiten beeinträchtigt sein. Bei der opioid-basierten Schmerzbehandlung bietet die patientenkontrollierte Analgesie (PCA) die beste Möglichkeit einer individuell angepassten Schmerztherapie.
Regionalanästhesien senken, wo sie effektiv möglich sind, den Bedarf an Schmerzmedikamenten und erleichtern die Schmerzkontrolle. Zudem mindern Regionalanästhesien das Risiko für Komplikationen im Bereich der Lunge (Lungenentzündung, Störung der Atmung) und das Risiko für die Entstehung chronischer Schmerzen bei bestimmten Operationen (Brustchirurgie, Kaiserschnitt, Operationen am Brustkorb).
Skalen zur Schmerzmessung
Weil Empfindungen so individuell sind, helfen Skalen zur Schmerzeinschätzung
Skala für Erwachsene
Skala für Kinder
Die Zuhilfenahme der Skalen erlaubt eine ungefähre Einschätzung Ihrer individuellen Schmerzempfindung zum aktuellen Zeitpunkt und im Verlauf. So kann die Notwendigkeit und Dosierung der Schmerzmittelgaben optimal auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt werden. Erhoben wird die Schmerzstärke jeweils in Ruhe und bei Bewegung.
Indem Sie sich bereits vor der Operation mit der Skala vertraut machen, können Sie selbst zu einem positiven Verlauf beitragen. Die individuell empfundene Schmerzstärke lässt sich je nach verwendeter Skala anhand von Farben, Gesichtern oder Zahlren zwischen 0 (gar kein Schmerz) und 10 (schlimmster vorstellbarer Schmerz) ausdrücken. Das gleiche System (0 – 10) liegt der Einschätzung anhand von Farben oder Gesichtern zugrunde.
Bei der Angabe gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Es geht einzig um Ihr Empfinden – allerdings sollten Sie ehrlich sein und nicht aus falschem Stolz „die Zähne zusammenbeißen“. Angestrebt wird ein Zahlenwert von maximal 4 in Ruhe – das bedeutet, dass Sie keinen oder nur einen leichten Schmerz verspüren. Er steht Ihrer Erholung (Schlafen, Lesen, sich unterhalten, …) nicht im Wege. Bei Bewegung wird ein stärkerer Schmerz toleriert, solange der Schmerz die Möglichkeit zur Mobilisierung nicht behindert und im Ruhezustand wieder nachlässt.
► Sollten Sie das Gefühl haben, dass Ihre Schmerztherapie unzureichend ist, informieren Sie bitte das Stationspersonal.